Die Reise nach Vesta, dem Asteoriden, 4. Teil:
Die Schwanzflossen statt Füße können wir auf ihre Echtheit nicht einschätzen. In unseren klobigen Tauchanzügen wirken diese Außenkiemen-Atmer irgendwie schon echt, aber es sprengt doch den Rahmen dessen, was wir bereit sind glauben zu können. Nicht mit uns Freunde! Kai: „Wie viele seid ihr?“„Nur wir, wir fünf sind die letzten.“ So, so. Wir kommen wieder.“ Zurück an Bord überlegen wir uns, daß es am besten ist das DUB vor die transparente Schutzwand zu rücken, um zügig abziehen zu können. Kai reißt die gesamte uns hinderliche Schutzwand ab. Taktik? Wir untersuchen die Umgebungsflüssigkeit. Es ist eine Art transparentes Bentonit, wie es beim U- Bahnbau im Schlitzwandbauverfahren eingesetzt wird. Wird es bewegt, so verflüssigt es sich, unbewegt wird stockt es. Es ist etwas leichter als Beton und kann deshalb beim Verfüllen des Schlitzes, der Beton sinkt darin ab, verdrängt das Bentonit, welches abgepumpt werden kann, ohne das der Schlitz einbrechen wird. Das würde das hohe spezifische Gewicht der Flüssigkeit erklären, die höher sein muß, als das Gestein, das hier auf Vesta vorherrscht. Vesta ist eh‘ schon der massivste, schwerste aller Asteroiden. „Flüssiges Glas bei niederen Temperaturen? Genial, transparentes Bentonit wäre, wenn es das gäbe , die Erklärung.“„ Meinst du✓🚬“ Kai glaubt mir zwar, wittert aber Gefahr. Er zerstört die Trennwände mit der Fräse systematisch, nicht einfach, da sie nicht zu sehen, nur zu erahnen ist. Sicher ist sicher, ab sofort haben wir freie Bahn. Plötzlich bewegt es sich doch, ‚Horror‘!?, das Riesenteil , und will uns platt machen, oder was? Kai reagiert augen- blicklich, dreht auf Backbord und gibt Gas. Zum Glück können wir ausweichen. Kai: „Das war knapp, die Kiemenköppe wollten das DUB einklemmen, uns killen!“ Also doch Theater, am Ende sind’s echte deutsche Nazis, wie so oft schon, oder nicht? Die schnelle Reaktion hat uns gerettet, Gott sei Dank. „Und Kai, ganz nebenbei“ war ja auch dabei. Dabej, dabej, weg hier; erstmal sehen, was die noch so vorhaben. Torpedos verfehlen uns. Frontal steuern wir unser DUB, mit dem Drill-bohrer voraus, in das Monsterteil und bohren uns ein. Ein Schiff so groß wie eine Kleinstadt, die durchdrungen ist von der flüssigen transparenten Umgebungmaterie, die sich so wie Wasser verhält, aber doch keines ist. Es wird gesteuert und es setzt sich in Bewegung, obwohl das DUB in das Riesen-U-Boot eingedrungen ist. Wie eine Qualle, die zu 98% aus Wasser besteht, so verhält sich das mit Flüssigkeit gefüllte Raumschiff. Das DUB ist darin eingekapselt und dad gigantische Teil treibt rasch in Richtung Vesta-Oberfläche schwebend durch die gigantische grüne Riesen-Höhle. Wir suchen im Scheinwerferlicht das Gehirn der Megaqualle, die Brücke, wo die Mannschaft zu finden sein wird Alles außer der kantigen, massiv wirkenden grünbraunen Außenfassadenschutzattrappenwänden wird durch transparenten Trennwänden organisch zusammengehalten. Diese bauen sich anscheinend selbstorganisierend wachsend im Alleingang wieder auf, als würden sie sich selbständig heilen, wenn das DUB es beschädigt. Die Hightechqualle findet die Öffnung an der Oberfläche von Vesta, Ein nur scheinbar fester See. Wir hätten uns also gar nicht durch die harte Oberfläche bohren müssen. Das Quallenriesenmonster, dieses U-Boot, verwandelt sich in ein Raumschiff, Marke Enterprise, nur eckiger und häßlicher hebt von Vesta, allein mit dem Auftauchschwung, ab. Einen monströsen Lichtstrahl, eine Art Photonenantriebssystem, zündet grell hellgelbweißlich, mit bläulicher Umrandung, und erhebt sich mit unserem DUB, das unbeweglich im Quallenleib eingeschlossen ist, langsam über Vestas Oberfläche. In zwei Kilometer Höhe ungefähr schießt die Qualle hunderttausende Tentakel auf die Oberfläche des Asteroiden, die sich in den festen stabilen Vestagrund wie Dübel mit Widerhaken einkrallen, sich zu zig Tausenden verankern, und auf Dauer den Asteoriden in Schlepptau nehmen. Die äußerst geringe Gravitation Vestas erlaubt sowohl das Abschleppmanöver, als auch die Mitnahme der unglaublich riesigen Masse dieser transparenten quallenartigen Innenflüssigkeit. Wie eine Made im Speck 🥓 lassen wir uns unbeteiligt mit auf die Reise nehmen. Das haut uns um. Wo wollen die mit Asteorid Vesta hin, und wer steuert? Wir sollten die Brücke aufsuchen und das machen wir sofort, bevor die uns aufsuchen werden. Igor taucht den fünf Kiemenköppen hinterher. Klar ist die bläuliche zähe ‚Bento-Brühe‘ nicht gerade, und wir können mit Igor, der hinter den Schwanzflosslern herjagt, nur schwer mithalten. Unbemerkt von diesen folgen wir Sechs den Fünfen. Außerhalb des DUB’s fühlen wir uns leider unsicherer. Sie bemerken uns nicht. Ich folge mit dem Ariadnefaden, einer Nylonleine und hoffe sie nicht aus den Augen zu verlieren. Einen Kilometer weit folgen wir, dann endlich sehen wir uniformirtes Militär, etwa zwanzig an der Zahl, in einem ohne Flüssigkeit vorhandenem Raum. Das reicht uns und wir schwimmen zurück, und sind heilfroh wieder an Bord des DUB’s zu kommen. Geschafft, und das sind wir nach der Kraftanstrengung aber auch so richtig. Oder nicht?Kapitel 92
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Autor Georg Dickas